Als ich nach Deutschland kann, fehlte mir etwas. Dieses Etwas habe ich sehr vermisst. Es war etwas, das mir immer Kraft, Mut und Begeisterung gegeben hatte. Dieses Etwas gibt es überall in der Welt, aber es war nicht da im Herbst nach meiner Ankunft in Deutschland. Das ist für mich keine einfache Zeit gewesen.
Weil dieses Etwas nicht da war, ging es mir nicht gut, denn es spielte eine bedeutende Rolle für mich, für mein Menschsein, für mein Tun und mein Handeln.
Dieses Etwas war die Sonne, ich meine die voll und ganz strahlende Sonne, wie sie in meiner kongolesischen Heimat (fast) das ganze Jahr scheint und wir hier in Deutschland es nur im Sommer kennen. Die Sonne fehlte mir sehr, und ich habe lange gebraucht, bis ich mich an die Kälte des Herbstes und dann des Winters gewöhnt habe.
Als der Frühling und dann endlich der Sommer kam, habe ich mich wie ein Kind gefreut. Es war endlich meine Zeit, meine Jahreszeit. Es war wieder da, dieses Etwas, was mir lange fehlte, auf das ich lange warte musste. Regelmäßig war ich draußen und beobachtete voller Freude, wie das Leben in der Stadt lief. Es war eine sehr schöne Zeit, eine Zeit, in der ich mich aufgerichtet und gestärkt fühlte.
Vieles kann für uns Menschen Sonne sein, was auch uns Kraft, Lebensmut und Hoffnung gibt. Ich habe hier Menschen vor Augen, die ihre Verwandten, Freunde, Bekannten, aber auch Menschen in Not nicht im Stich lassen.
Sonne können für uns aber auch Worte, Zeichen und Symbole sein, die uns aufrichten, wenn uns die Kraft verloren geht. Sonne für uns sind auch diese Orte, an denen wir uns wohl und zuhause fühlen. Ich bin dankbar, dass es auch in meinem Leben solche „Sonnen“ gibt: diese schönen Orte und diese besonderen Zeiten, vor allem aber die Begegnungen und die Gemeinschaft mit einigen Menschen. Sie haben mir die Hoffnung und die Kraft zugesprochen, als ich diese brauchte. Es ist gut, dass es sie gibt. Ich weiß nicht, was dich, die Leserin oder den Leser und deine lieben Menschen gerade beschäftigt. Aber mein Wunsch für dich und euch wäre, dass ihr solche Momente erfahrt und solche Menschen erlebt. Vielleicht sehen wir uns mal an der mobilen Kirchenbank! Darauf freue ich mich sehr.
Pierre-Willy Ngeyitala
Pastoralassistent im Bistum Aachen
Photo: Sergey Pesterev on unsplash