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Startrails – Weihnachten 2022

Religion heißt Rückbindung und Suche nach Gott, die neben der Bejahung auch im Zweifel, aber auch in der Anklage bestehen kann. Bejahung, Zweifel, Anklage und Ablehnung von Religion – das Weihnachtsfest wird überall in der Welt gefeiert, von Gläubigen und Nicht-Gläubigen. Und somit ist dieser neugeborene Jesus, der im Licht der Krippe liegt, direkt oder indirekt in dieser brüchigen Welt und Kirche jedes Jahr als ein fortlaufendes Zeichen der Erneuerung mitten unter uns. Gleichzeitig konstatieren wir den Ausverkauf des Christentums, mitverursacht durch eine „pathogene Kirchenhierarchie, die den Kontakt zu den Seelen der Menschen verloren hat“  wie der Religionssoziologe Franz Xaver Kaufmann schreibt. Die dadurch entstandenen Risse gehen tief.

There`s a crack in everything, that’s where the light gets in” singt der Singer-Songwriter Leonard Cohen in Anthem, der Hymne. Das Licht, welches durch den Riss scheint, legt das Manko frei. Wenn wir wollen, dass das Christentum wieder begeistert und die Seelen wärmt, dann wird dies nach Kaufmann nicht durch die Institution Kirche gelingen, sondern über die einzelnen Christ*innen, die individuell und kulturell präsent bleiben. Und deshalb läutet die Glocken, die noch noch klingen – an Weihnachten und an jedem Tag des neuen Jahres:

“Ring the bells that still can ring”

Läute die Glocken, die noch läuten können

….

Forget your perfect offering

Vergiss Dein perfektes Angebot

….

We asked for signs

Wir baten um Zeichen

The signs were sent

Die Zeichen wurden gesendet

….

Signs for all to see

Zeichen für alle sichtbar

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The love will come

Die Liebe wird kommen

….

But like a refugee

Aber wie ein Flüchtling

……

There’s a crack in everything. That’s where the light gets in.

Da ist ein Riss, ein Riss in Allem

So kommt das Licht herein.

Leonard Cohen

The love will come, but like a refugee“.  Die Liebe kam vor über 2000 Jahren als Flüchtling in einer Krippe in Bethlehem zur Welt, um den Frieden zu bringen. Liebe und Frieden werden jedoch, wie Cohen singt, in unserer gebrochenen Welt Flüchtende bleiben. Die heilige Taube Frieden bleibt nicht frei – sie wird freigelassen und wieder gefangen werden. Die Probleme kommen und gehen. Das Licht aber, das von der Geburt Jesu ausging und durch die Ritzen unserer Mauern scheint, bleibt. Und es erhellt den Raum, damit wir immer wieder neu aus dem Kind in der Krippe geboren werden können.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2022!

Margit Umbach

Foto: „startrails“ Robert Krenciszek

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