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Einatmen – ausatmen. Pfingsten

„Der Pflege geht die Luft aus“

„Der Erde geht die Luft aus“

„Dem Ozean geht die Luft aus“

„Den Tiroler Almbauern geht die Luft aus“

„Gestrandete Wale: den Tieren geht die Luft aus“

„Uns geht die gute Luft aus“

„Corona: der Gastronomie geht die Luft aus“

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Bei schlechten Nachrichten kann einem erstmal die Luft weg bleiben. Und damit die Luft dann wieder fließen kann: am besten erst einmal tief einatmen und genauso tief ausatmen. Stoß-Seufzen nennt man das. Das tun wir, wenn wir vor großen und kleinen Problemen stehen, aber auch dann, wenn wir uns erleichtert fühlen, etwas Berührendes erlebt haben oder genervt sind. Und seufzen darüber hinaus noch alle 5 Minuten bzw. 12 mal in der Stunde ganz unbewusst, um die entlegensten Bereiche der Lunge mit Sauerstoff zu versorgen und zu durchlüften. Sollte uns die Puste zu oft wegbleiben, gibt es schließlich auch eine Vielfalt von Entspannungstechniken, Achtsamkeits- und Atemübungen und Ratgebern die versprechen, unserer Lebensenergie wieder auf die Sprünge zu verhelfen.

Pfingsten ist das Fest des (Durch)Atmens. Es beschert uns einen arbeitsfreien Feiertag und – sofern wir wollen – eine Verschnaufpause mit viel göttlichem Sauerstoff und frischem Wind für die Seele. Dieser Wind macht Mut, gegen innere und äussere Widerstände (klappt nicht, geht nicht..) anzugehen und wird ins Hebräische mit dem geheimnisvoll klingenden Wort „ruach“ (Gotteswind, Atem, Luftstoß) übersetzt. Auch in den anderen Weltreligionen ist die Rede von jenem „Seelen-Sauerstoff“, der für die Lebenskraft unabdingbar ist: Im Hinduismus ist es das „Prana“ (Leben, Atem, Energie), im Buddhismus das Qi (Lebensenergie), und im Islam „Ruh“ (Geist, Offenbarung). Wer sich beatmen und erfrischen lassen will vom göttlichen Geist, empfängt seine Power. Und das nicht nur an Pfingsten, sondern mit jedem Atemzug, wie schon Johann Wolfgang von Goethe wusste:

„Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen; jenes bedrängt, dieses erfrischt, so wundersam ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich presst, und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt. Einatmend und verharrend in der Fülle fühl ich: in mir lebt Gottes Wille.“ 

Margit Umbach

Foto: raj-rana on unsplash