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Was zum Freuen ?!

Der 3. Adventssonntag steht unter dem geistlichen Stichwort „Gaudete“ – „Freuet Euch“. Die liturgische Farbe, so lese ich als „Nicht-Kirchen-Insiderin“ bei Wikipedia nach, ist Rosa.

Sich freuen: grundsätzlich sagt da wohl kaum jemand: Ne, um Gottes Willen, will ich nicht. Auch mit der symbolischen Farbe Rosa kann ich mich gut identifizieren. In meinem Schrank liegen zwar keine (rosa) liturgischen Gewänder, dafür einige Schals in diversen Rosatönen. Die Farbe hat was Leichtes und Freundliches, wie ich finde.

Freuet Euch: Ein Satz mit Aufforderungscharakter. Er klingt euphorisch, ansteckend, in Anbetracht von Verlust und Sorgen vielleicht aber auch zynisch. Er kann wie ein Hinweis wirken, noch mal genau hinzugucken, worüber es lohnt, sich zu freuen. Ein Satz, der wie eine geheimnisvolle Ankündigung klingt: Du kannst Dich schon mal freuen, da kommt noch was Schönes auf Dich zu!

Gaudete…Gibt es überhaupt was zu freuen und wenn ja, über was? Ein Rückblick: Corona und kein Ende, Rechtspopulismus, Flut, Feuersbrünste, Klimawandel, Elend in Flüchtlingslagern an den Grenzen, und last but not least der Amts- und Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. Eine Kirche, die in der Öffentlichkeit zunehmend als „darkroom“ wahrgenommen wird, in den die obersten Haushüter aus unterschiedlichen Gründen kein erhellendes Licht hinein zu bringen wissen. Und trotzdem oder gerade deswegen gehen die Lichter in der dunklen Jahreszeit an. Weil es das „Prinzip Hoffnung“ gibt, welches auch der Philosoph Ernst Bloch in einem seiner Bücher beschrieben hat. Und weil der Glaube an Gott, bzw. die Auseinandersetzung mit Gott „Gott sei Dank“ auch unabhängig von Skandalen und Katastrophen in Kirche und Gesellschaft weiter existiert.  Und weil es Vielen besser erscheint, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen, wie ein Sprichwort sagt.  Advent – die beste und symbolträchtigste Zeit im Jahr dafür, dass wir uns als Christinnen und Christen die Lampen – da wo wir gerade unterwegs sind – nicht ausgehen lassen (sollen). Woher die Freude und das Licht kommt? Na, sicherlich von oben, von einem, der als Kind auszog, die Welt nicht das Fürchten, sondern das Freuen und das Leuchten zu lehren! 🙂 Damit sich immer öfter ein Gemütszustand einstellt, in dem sich Leichtigkeit und Freude breit machen:

Es schiebt an, alles leicht,

Es schiebt an, alles weit,

es weckt in dir dein Lebenselixier

es schiebt dich an ganz leicht

und du denkst Dein Herz schwappt dir über,

es sind die einzigartigen tausendstel Momente,

das ist das, was man Sekundenglück nennt.

(Sekundenglück von Herbert Grönemeyer)

Mein Gaudete-Erlebnis auf dem Weihnachtsmarkt in Stolberg am Vorabend zum 3. Advent: kurze Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die sich über unsere Segens-Aktion gefreut haben, der Mann, der uns bat, noch da zu bleiben, bis seine Kinder von der Bühne kommen, ein Vater, der mir Fotos von der Flut zeigte, die Menschen die gefragt haben, ja und was passiert jetzt hier, wie jetzt, was für`n Segen? Die dann aber mit dem Goldstaub um die Wette strahlten und die guten Wünsche mit einem Lächeln entgegennahmen.  Tausendstel Momente der Freude oder adventliche Lichtsprenkel, die wir miteinander teilten.  Sekundenglück.

Weihnachten steht auf der Tür – mit einem Kind, das auch dieses Jahr mal wieder auszieht, uns ganz kindlich das Freuen und auch das Hoffen zu lehren:

„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern“ (Ernst Bloch)

Gaudete!

Margit Umbach

Photo: Wout Vanacker on unsplash